Liebe Hundefreunde,
es ist Frühling 2021 und wir sind seit Monaten im zweiten Lockdown. Hundezüchterinnen und -züchter erleben einen seit Monaten ungebrochenen Nachfrage-Boom nach Welpen. Eine Wurfankündigung im Internet und schon laufen die Telefone heiß. Es gibt lange Wartelisten.
Die Sehnsucht nach Nähe, Körperkontakt und Kuscheln ist auch und gerade in Zeiten des Abstand haltens nur allzu menschlich und verständlich. Bis zum Jahr 2019 hatte ca. jeder fünfte Haushalt einen Hund. Laut VDH (Verband für das deutsche Hundewesen) stieg der Hundeverkauf im letzten Jahr nochmals um 20% – und das sind nur die offiziellen Zahlen. Denn dort, wo die Nachfrage hoch ist und das Angebot knapp, tummeln sich auch Nepper, Schlepper, Bauernfänger.
Darum möchte ich in beide Richtungen an alle Hundefreunde und zukünftige Hundehalter appellieren: Folgen Sie nicht einem spontanen „Soooo-süüüß-Impuls“ und kaufen Sie bitte nicht aus dubiosen Quellen – auch nicht im Lockdown.
Kein Kauf per Mausklick
Verantwortungsvolle Züchter und Welpenbesitzer werben im Internet oder in Zeitschriften. Daran ist nichts Verwerfliches. Aber ein Kauf sollte unbedingt immer persönlich abgeschlossen werden. Ein idealer Ablauf sieht so aus:
- Interessenten vereinbaren einen frühen Besuchstermin – evtl. sogar bei 2 oder 3 Züchtern. Dabei bewerten sie vor Ort auch die Umstände der Hundehaltung.
- Sie überlegen reiflich, was „ein Leben mit Hund“ bedeutet – zeitlich, finanziell, langfristig – für Sie, für die Familie, für Nachbarn.
- Wenn Sie sich auch rational für den Kauf entscheiden, vereinbaren Sie einen Abholtermin und lassen sich bitte noch individuelle Tipps von den Verkäufern geben. Sie kennen die Rasseeigenschaften, die elterlichen Charaktereigenschaften und evtl. Besonderheiten des Welpen am besten.
Das aktuelle Problem: Die Nachfrage ist derzeit so extrem überhöht, dass Welpen bereits im Mutterleib verkauft werden.
Kein Kauf bei illegalen Händlern
Der Preis ist übrigens kein eindeutiges Indiz für Legalität. Dafür sind Betrüger, die Welpen unter katastrophalen Umständen in illegalen Brutfabriken produzieren, zu geschickt. Nein, es gibt keine Garantie für eine lebenslange Gesundheit Ihres Tieres, aber Sie können viel dafür tun, dass das Risiko von Erkrankungen gering ist. Gesunde und dem Tierwohl entsprechend gehaltene Muttertiere gehören ebenso dazu, wie eine nicht zu frühe Entfernung der Welpen von der Mutter und die Einhaltung von tierschutz- und gesundheitsrechtlichen Vorschriften.
Autobahn oder andere „Parkplatztreffen“ sind absolut tabu. Lassen Sie Ausreden, wie „aus Pandemiegründen keine Besuche“, “wir renovieren gerade“ oder „bin gerade in der Gegend“ nicht gelten.
Und das Argument „die Welpen können ja nichts dafür“? Ja, das stimmt, aber wenn jemand aus diesen tierquälerischen Quellen kauft, wird auch nachproduziert.
Ich möchten Sie freundlich bitten, dabei zu helfen, diesen illegalen Sumpf trocken zu legen. Kaufen Sie nur bei legalen und verantwortungsvollen Anbietern.
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Ihren zukünftigen Welpen. Wenn Sie nicht nur Hundefreund, sondern auch schon Hundehalter sind, wissen Sie ja, worauf Sie sich einlassen – auf Kummer und Aufregung, sehr viel Freude und noch mehr Überraschungen.
Ihre Andrea Plattfaut